Einen Moment bitte

deutschland diagonal

Eine Portraitserie über Deutsche an ihrem Wohnort – oder: mit dem Roller unterwegs durch Deutschland

Was treibt mich dazu, mich auf einen 50ccm Roller zu setzen und langsam durch die Republik zu tuckern? In unseren zivilisierten und bestens organisierten Breiten ist es sicherlich nicht die Abenteuerlust. Um die zu befiedigen, muss man heute schon barfuß die Antarktis durchqueren oder auf Inlinern durch die Sahara knirschen. Nein, auf dem Roller durch Deutschland zu fahren ist, gutes Sitzfleisch vorausgesetzt, geradezu ein höchst bequemer Luxus.

Es ist also nicht das Abenteuer, das ich auf dem Weg durch Deutschland suche. Es ist schlicht der Kontakt zu den Menschen, die sich mit mir dieses Land teilen, die mit mir unsere Politiker wählen, die mit mir die Erfolge der Fußball-Nationalmannschaft (soweit vorhanden) bejubeln, mit denen mich auf manchen Ebenen eine gemeinsame Kultur verbindet. Wer also sind diese Deutschen, wie denken und arbeiten Sie? Warum leben sie dort, wo Sie leben? Wie fühlen Sie sich dort? Ich möchte das wissen und wen soll ich fragen, wenn nicht die Menschen selbst?

Fotograf Frank Peters - deutschland diagonal
Fotograf Frank Peters – deutschland diagonal

Portraits

Entstanden sind auf den gefahrenen gut 8.000 Kilometern zirka 160 Portraits, von denen ich einige auf dieser Seite in der Galerie präsentiere.

Reiserouten durch Deutschland

In den Jahren 2008, 2009, und 2010 war ich in diesem Sinne auf den Spuren meiner “Mitbewohner” unterwegs und bin dazu mit meinem 50er-Roller vom Königsee in Bayern nach Sylt, von Weil am Rhein nach Rügen und von Kleve am Niederrhein nach Görlitz diagonal durch die Republik gefahren. Im Spätsommer 2011 ergänzte ich die Diagonalen durch die „Verbindungsfahrten“ zwischen den Landeshauptstädten Saarbrücken, Mainz, Wiesbaden, Düsseldorf, Hannover, Bremen, Hamburg, Kiel und Schwerin. Immer die Augen weit geöffnet auf der Suche nach interessanten Menschen und  spontanen Begegnungen und  Portraits.

“ Deutschland ist ein unfassbar schönes und vielschichtiges Land – wenn man ihm und seinen BewohnerInnen mit Interesse, Respekt und Neugierde entgegentritt. „ Frank Peters

Veröffentlichung im Magazin der ‚Le Monde‘

„Wenn man die Menschen so lebendig, so verwurzelt mit dem Erdreich, dem Objektiv gegenüber stehen sieht, könnte man sich fast vorstellen, dass ihre Füße Wurzeln schlagen, um sie in der Erde zu versenken – dieser Erde, die ihnen so teuer ist.“

Le Monde Magazine - deutschland diagonal
Le Monde Magazine - deutschland diagonal

deutschland diagonal

Die Portrait-Serie ‚deutschland diagonal ‚ von Frank Peters entführt uns auf eine intime Entdeckungsreise zu den Menschen und Geschichten eines Landes, das in seiner Vielfalt kaum fassbar ist. Anders als in klassischen Porträts, die sich oft auf das Einzelne fokussieren, öffnet Peters in dieser Serie einen Raum, in dem jedes Gesicht gleichzeitig ein Spiegelbild des großen Ganzen ist – des Deutschlands, das sich im Wandel befindet, und das doch in seinen tief verwurzelten Identitäten steht.

Die Stärke von Peters‘ Arbeit liegt in seiner Fähigkeit, mit jedem Bild eine subtile, fast hypnotische Verbindung zwischen dem Porträtierten und dem Land zu schaffen. Es ist nicht einfach ein Mensch, den er fotografiert; es ist ein Moment der Begegnung, der das Unausgesprochene, das Verborgene sichtbar macht. Die Menschen, die er in seiner Serie abbildet, könnten überall und nirgends sein – sie sind Ausdruck einer neuen, globalen Zeit, in der Herkunft und Geschichte keine klaren Linien mehr ziehen, sondern vielmehr in einem ständigen Fluss miteinander verwoben sind.

Die Diagonale, die dem Titel der Serie zugrunde liegt, wird hier nicht nur als geometrisches Konzept verstanden, sondern als eine Metapher für den Blick, den Peters auf das Land und seine Bewohner wirft. Diese Linie, die quer durch Deutschland zieht, durchbricht die üblichen geografischen und sozialen Grenzen, die wir oft mit der Vorstellung von „Heimat“ verbinden. In den Porträts trifft der Betrachter auf Menschen, die in ihrer Individualität und in ihrer Zugehörigkeit zum Land gleichsam komplex und vielschichtig sind. Sie tragen die Spuren ihrer persönlichen Geschichte genauso wie die kollektive Geschichte ihrer Umgebung. Jeder Ausdruck, jeder Blick erzählt von der Reise durch die Zeit, von der Spannung zwischen Vergangenheit und Zukunft, die in jedem Einzelnen lebt.

Peters‘ Fotografien entfalten eine besondere Sensibilität für die Nuancen menschlicher Erfahrung. Es ist der Moment des Innehaltens, der Augenblick des persönlichen Dialogs, den er einfängt. In den ruhigen, fast meditativen Porträts entsteht eine Spannung zwischen der Präsenz des Einzelnen und der Unsichtbarkeit des Kontextes, in dem er lebt. Die Menschen blicken uns an, doch ihre Geschichten bleiben im Andeuten, im Ungesagten.

In dieser Serie werden nicht nur Individuen, sondern auch gesellschaftliche Strukturen sichtbar – durch das Licht, durch die Art, wie die Person von der Kamera erfasst wird, durch die Komposition, die die Atmosphäre des Landes spiegelt. Peters gelingt es, die Kontraste, die innerhalb der deutschen Gesellschaft existieren, zart und gleichzeitig kraftvoll zur Geltung zu bringen. Die Gesichter, die er fotografiert, sind keine starren Darstellungen, sondern lebendige Zeugnisse einer Nation im ständigen Umbruch.

Die Fotografien von ‚deutschland diagonal ‚ sind eine Einladung, das Land und seine Menschen in ihrer vollen Komplexität zu betrachten. Sie fordern den Betrachter auf, über das Offensichtliche hinaus zu sehen, in das Unausgesprochene, das im Augenblick des Porträts schwingt. Frank Peters hat mit dieser Serie ein visuelles Gedicht über die Vielfalt und die Widersprüche Deutschlands geschaffen – ein Werk, das nicht nur eine geografische Linie verfolgt, sondern auch die unsichtbaren Diagonalen in den Leben der Menschen, die dieses Land prägen.

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